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Beitrag: Blog2 Post
  • AutorenbildRalf Metzger

Was ist ein gutes Foto?


Das ist eine Frage, die die Welt der Fotografie spaltet und sicher seit den Anfängen der Fotografie diskutiert wird. Stellt man zehn Menschen diese Frage, erhält man vermutlich dreizehn verschiedene Antworten, da jeder Fotografierende andere Ziele verfolgt, zum Teil auch abhängig davon, ob er beruflich fotografiert und sein Geld damit verdient oder auch ob er das nur „aus Spaß an der Freud“ macht.


Hier zunächst mal ein paar Aussagen, auf die ich bei der Recherche gestoßen bin:

  • Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.

  • Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte.

  • Ein gutes Foto weckt Erinnerungen.

  • Ein gutes Foto ist ein Foto, das sich gut verkaufen lässt.

Das sind alles plausible Erklärungen, allerdings glaube ich, dass hier verschiedenste Einflussfaktoren betrachtet werden sollten. Zunächst gibt es bei einem Foto immer mindestens zwei Beteiligte, nämlich den Fotografen und den Betrachter. Der Fotograf und der Betrachter haben beim Blick auf ein Foto im Normalfall unterschiedliche Einschätzungen, ob das Foto gut ist, Das hängt vor allem mit den unterschiedlichen Lebenswegen, Erfahrungen, Sehgewohnheiten und vielen Einflüssen von außen ab sowie von der Erwartungshaltung, aber auch die ist von o. g. Punkten beeinflusst.


Wenn ich also meiner Großmutter ein Foto von meinem Sohn zeige, dann findet sie das schön, weil dort ihr Urenkel zu sehen ist, den sie total putzig findet, unabhängig davon, ob das Motiv im goldenen Schnitt ist, ob das Foto vielleicht etwas überbelichtet ist oder ein wenig verschwommen. Das ist für sie ein gutes Foto, weil der Urenkel abgebildet ist.


Wenn ich das gleiche Foto einem professionellen Sportfotografen zeige, dann hat dieser nicht die persönliche Beziehung zu dem Abgebildeten und sieht daher auf dem Foto eher die technischen Aspekte, die ich gerade oben als für die Großmutter unwichtig beschrieben habe. Daher ist es für ihn kein gutes Foto.


Und ich als Fotograf denke vermutlich beim Blick auf das Bild, dass ich beim Fotografieren etwas mehr in die Hocke hätte gehen müssen, um meinen Sohn nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe zu fotografieren.


Oder nehmen wir ein Foto, auf dem ein Detail einer Hochhausfassade in Frankfurt zu sehen ist. Meiner Mutter würde dieses Foto überhaupt nicht gefallen, weil es für sie kein Motiv gibt, sondern sie nur Linien und Kurven, möglicherweise ein paar Farbkontraste sieht.


Zeige ich dieses Foto aber einem abstrakten Künstler oder einem Architekten, sind diese vermutlich von der Einfachheit und Klarheit der Aufnahme total angetan und bewerten dieses Foto als gut.


Es ist also absolut wichtig, sich bei der Diskussion über ein gutes Foto über die Zielgruppe bewusst zu sein.


Was sind also die Kriterien für ein gutes Foto?


Muss ein gutes Foto scharf sein? – Nein. Gute Gegenbeispiele liefern Aufnahmen mit ICM-Technik, die bewusst verzerrt, verwackelt oder verrissen sind. Gerade das macht hier den Reiz aus.


Muss ein gutes Foto ein erkennbares Motiv haben? - Ja, vielleicht sollte es ein Motiv haben, aber allein das macht es noch nicht zum guten Foto. Und erkennbar muss das Motiv auch nicht sein. Bleiben wir mal bei der oben erwähnten ICM-Technik. Wenn ich in den Wald gehe und ein Bild von einer Reihe nebeneinanderstehender Bäume mache, indem ich die Kamera während Belichtung nach oben reiße, dann habe ich kein scharfes Motiv, sondern im Idealfall eine Reihe senkrechter verwaschener Linien, die mit viel Phantasie und Erfahrung als Bäume identifiziert werden können, aber selbst, wenn nicht, kann dieses Foto durch die Farbgebung und/oder die Verfremdung ein interessantes, also gutes Foto sein.


Ein gutes Foto muss technisch perfekt sein. - Nein, bei weitem nicht. Wenn ich in einer mir wichtigen Situation einen Schnappschuss mache und das Bild meinetwegen verwackelt und möglicherweise auch noch unterbelichtet ist, so ist das doch ein Bild, das mich vielleicht nach Jahren noch an diese schöne oder traurige, auf jeden Fall wichtige Situation erinnert., Und genau dann ist es für mich ein gutes Bild.


Was ist also ein gutes Foto?


Ich könnte hier jetzt noch viele weitere Beispiele und Kriterien anführen, aber letztendlich führt das nicht zu einer abschließenden Beantwortung dieser Frage. Ich habe versucht, verschiedene Aspekte zu beleuchten, aber letztendlich muss sich jeder beim Betrachten eines Bildes seine eigene Meinung bilden, ob das Foto gut oder nicht gut ist. Und das ist gerade doch das Spannende an der Fotografie, dass es kein „richtig“ oder „falsch“ gibt, sondern dass das jeder einzelne ganz nach seiner derzeitigen Stimmung und Situation für sich entscheiden kann.


Was ist aber für mich ein gutes Foto?


Für mich ist ein gutes Foto in erster Linie ein Foto, das Erinnerungen weckt oder das eine schöne Ästhetik hat. Was das jetzt wieder heißt, könnte ich an dieser Stelle noch im Detail erläutern, aber hier lasse ich gern der Phantasie jedes einzelnen freien Lauf.


In diesem Sinne wünsche ich Euch einen Schönen Sonntag.

Ralf


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