Die erste Hälfte des Jahres 2022 ist vorbei. Ich finde, das ist ein guter Zeitpunkt, um eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen. Wie komme ich mit dem Projekt klar? Was gefällt mir? Was gefällt mir nicht? Was habe ich gelernt?
Die für mich wichtigste Info ist zunächst: Ich habe bis hierher durchgehalten! Ich bin noch dabei! Ich habe also im vergangenen Jahr jeden Tag ein Foto für den Blog gemacht und gepostet. OK, etwas geschummelt habe ich. Es kam schon vor, dass ich an einem Tag kein Bild machen konnte oder wollte. Das habe ich aber am nächsten Tag nachgeholt, Wenn ich das ein weiteres halbes Jahr durchhalte, wird es also zum 1. Januar 2023 insgesamt 365 Schwarzweiß-Fotos aus dem vergangenen Jahr geben.
Falk, der zu diesem Projekt aufgerufen hat, hat ja bewusst kein Thema vorgegeben, weder stilistisch noch inhaltlich. Ich selbst glaube, dass ich ganz ohne Thema total überfordert wäre, genauso aber mit einem Thema, das mich zu sehr einengt, also habe ich mir selbst ein Thema mit sehr viel Interpretationsspielraum gesetzt und es „Die Wahrnehmung des Alltäglichen“ genannt. Da wird dann also auch mal die Bierflasche, die Mülltonne, die Kaffeemaschine oder die Zapfsäule an der Tankstelle fotografiert. Das sind dann aber auch Bilder, die ich ohne ein Projekt bzw. Thema im Hinterkopf nie gemacht hätte.
Stilistisch habe ich mir vorgenommen, die Fotos mit dem Smartphone zu machen, da ich das jederzeit mit mir herumtrage bzw. einstecken habe ganz im Gegensatz zu meiner Kamera, die ich ganz bewusst aus dem Schrank nehme, wenn ich mir selbst „Zeit zum Fotografieren“ verordnet habe.
Außerdem sind alle meine Fotos innerhalb dieses Projektes Schwarz-Weiß. Das schafft einerseits eine Einheitlichkeit und eine gewisse Ruhe beim Blick über die Bilder, andererseits zwinge ich mich damit auch, bewusster auf Motivsuche zu gehen bzw. mich bewusster mit meinem Motiv auseinanderzusetzen. Das Foto einer Ampel, ganz egal ob sie jetzt gerade auf „Rot“, „Rot-Gelb“, „Gelb“ oder „Grün“ steht, ist hier also kein gutes Motiv, es sei denn, es geht hier nicht um die Farben, die die Ampel zeigt, sondern um Muster, Strukturen, Linien, die ich im Bild darstellen will. Dann fotografiere ich die Ampel aber aus einem anderen Blickwinkel, mit einer anderen Brennweite oder mit einer anderen Belichtung, als wenn ich ein Farbfoto gemacht hätte.
Die Fotos, die ich in Farbe aufnehme, werden dann meistens am Abend des Aufnahmetages auf dem Smartphone mittels Snapseed bearbeitet (Schwarzweiss-Umwandlung, Belichtung, Kontrast, Tiefen, Lichter, Zuschnitt auf 5:4, Erweiterung mit weißem Rand auf quadratisches Format) und landen auf Instagram mit einem meist sehr rudimentären Text sowie dem einen oder anderen Hashtag. So können sie auch von Menschen gefunden werden, die mir und meinem Account nicht folgen, also zum Beispiel den Abonnenten des Hashtags #fotografietutgut, zu dem es ja inzwischen schon über 34.000 Beiträge gibt. Glückwunsch dazu, lieber Falk.
Außerdem war das Projekt ein guter Anlass, meine Homepage einmal wieder aufzuräumen und neu zu gestalten, denn darüber hinaus schreibe ich jeden Samstag einen Blogartikel. Nun gut, eigentlich schreibe ich den Artikel irgendwann im Laufe der Woche, wenn es meine Zeit zulässt (dieses Konzept ist optimierungswürdig, ich weiß) und poste ihn automatisch samstags um 18 Uhr. Das hat bislang auch bis auf zwei Ausnahmen immer pünktlich geklappt.
Thematisch orientiere ich mich bei den Texten allerdings nicht unbedingt an den Fotos der vergangenen Woche, sondern schreibe über Themen, die mich fotografisch beschäftigen bzw. die ich gern einmal aus fotografischer Sicht näher beleuchten möchte. Dabei kommen mir spannende Ideen. So hätte ich beispielsweise ohne dieses Projekt nie über Themen wie „Bin ich gut genug?“, „Das letzte Foto“ oder „Wischeffekte im Nadelwald“ fabuliert. Ich bin gespannt, welche Ideen mir im zweiten Halbjahr noch kommen.
Ich freue mich auf das zweite Halbjahr und wünsche Euch und mir weiterhin viel Spaß mit meinem Blog sowie unseren ganz persönlichen fotografischen Kurzzeit- und Langzeitprojekten.
Habt einen schönen Sonntag.
Ralf
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