Ich habe gerade mal meinen Lightroom-Katalog von 2022 geöffnet. Darin befinden sich 3608 Fotos. In den Jahren zuvor waren es 4872 Fotos in 2021 und 4956 Fotos in 2020. Da verliert man zum einen schnell den Überblick und zum anderen schaut sich die niemand wirklich an.
Karin Rehn-Kaufmann, Chefin der Leica-Galerie in Salzburg hat einmal gesagt: „Ein Bild ist erst dann fertig, wenn es gedruckt ist.“ Mit dieser Ansicht ist sie nicht allein. Viele andere Fotografen und Kunstschaffende sind hier ähnlicher Meinung.
Ich finde auch, Fotos gehören nicht auf Festplatten. Natürlich müssen sie in Zeiten digitaler Fotografie gespeichert und gesichert werden. Aber das Ablegen von Fotos auf Magnetplatten kann ja nicht das Ziel eines fotografischen Prozesses sein. Fotos wollen gezeigt werden, sei es in Fotoalben, Fotobüchern, Bildbänden oder in Ausstellungen. Das bedeutet aber, dass diese Fotos auf Papier gebracht werden, also ausgedruckt werden müssen.
Das ist durchaus mit gewissen Kosten verbunden. Aber ich würde ja z. B. nie alle meine 3608 Fotos von 2022 drucken. Ich überlege mir ein Thema, also z. B. den Sommerurlaub oder einen Ausflug mit Fotofreunden und wähle dann Bilder entsprechend aus. Dadurch beschäftige ich mich noch einmal mit den Bildern und entdecke, was mir an einem Foto gefällt oder auch nicht. Dadurch reduziere ich einmal mehr die Auswahl, schule mein fotografisches Sehen und entwickle mich in meiner Fotografie weiter. Das Ergebnis ist dann meist eine Menge an Fotos, die man gut als Fotoabzüge oder in einem Fotobuch anschauen kann, ohne dass es langweilig oder langatmig wird.
Denn niemand sagt beim gemütlichen Beisammensein am Abend: „Moment, ich packe gerade mal den Laptop aus und zeige Dir die 1438 Fotos von unserem letzten England-Urlaub auf dem kleinen Laptop-Bildschirm. Erstens ist das langatmig, zweitens ist es ungemütlich. Vielmehr greife ich ins Regal, in dem ein Fotobuch steht. In diesem Fotobuch sind die Fotos ausgewählt, sortiert, schön angeordnet und vor allem in der Anzahl so reduziert, dass es auch Spaß macht, sich mit dem Buch und einem Getränk auf die Couch zu setzen und die Fotos in aller Ruhe und Gemütlichkeit anzuschauen.
Im Mai letzten Jahres war ich mit ein paar netten Menschen aus dem Fotografie-tut-gut-Freundeskreis bei Leica in Wetzlar. Zur Erinnerung an den Tag haben wir das übliche Gruppenfoto gemacht, und da einer der anderen Fotografen, der gute Patrick, sogar einen Instax-Drucker dabeihatte, konnte er uns das Instax-Mini gleich ausdrucken und jedem von uns eines in die Hand drücken. Das war schon ganz schön schön.
Ich habe mir auch schon mehrfach überlegt, mir einen kleinen mobilen Drucker zu kaufen. Bisher habe ich mich noch nicht dazu durchgerungen, doch über kurz oder lang werde ich nicht drum herumkommen, zumal ich es schon eine tolle Sache finde.
Im April steht unser großer Trip in die USA an: zehn Tage New York mit Frau und Kind. Da wird das Handy glühen aufgrund der vielen Fotos, die ich dort aufnehmen werde. Nach meiner Rückkehr werde ich mich ziemlich bald an Bildauswahl und Bearbeitung setzen, um dann aus einem kleinen Extrakt ein Fotobuch zu gestalten. Denn Freunde und Familie werden schnell fragen, wie es denn war in New York. Und dann ziehe ich das Fotobuch aus dem Regal, zeige die Fotos und fange an zu erzählen. Daran habe ich immer wieder Spaß und merke, dass sich der Aufwand mit Bildauswahl und Fotobucherstellung auf jeden Fall lohnt.
Ich habe in Sachen Fotobuch nun schon ein paar Jahre Erfahrung und auch das eine oder andere „Do“ und „Don’t“ gelernt, verschiedene Anbieter miteinander verglichen, den Prozess der Bildauswahl und Fotobuchgestaltung optimiert und verinnerlicht, so dass ich hier von Anfang an ungefähr weiß, in welche Richtung es geht. Die eine oder andere Stellschraube wird immer noch gedreht, aber ich bin darin inzwischen ziemlich routiniert und auch oft sehr zufrieden mit dem Ergebnis, insbesondere wenn ich ein Fotobuch des Sommerurlaubs von 2021 mit dem Fotobuch des Sommerurlaubs von 2013 vergleiche.
Dieses Fotobuch habe ich noch bei einem Anbieter erstellt, der üblicherweise der erste ist, wenn man nach Fotobüchern sucht. Das Fotobuch, das ich gestaltet habe, ist ok, aber so würde ich es heute nicht mehr machen. Es hat „normale“ Seiten, also keinen Fotokarton, das Logo des Anbieters ist auf den Umschlag gedruckt und es genügt einfach nicht mehr meinen Ansprüchen an gute Fotobücher. Das liegt aber auch an der Gestaltung meinerseits. Das Buch enthält insgesamt 1226 (!) Fotos. Auf der „schlimmsten“ Doppelseite habe ich ganze 43 Fotos zusammengepackt.
Wenn ich mir das heute anschaue, gruselt es mich. Denn meine Fotobücher, die ich inzwischen gestalte, haben kein Anbieterlogo mehr auf dem Einband, sondern mein eigenes Logo. Weiterhin bestehen die Seiten aus stabilem Fotokarton. Und was die Gestaltung angeht, so platziere ich auf einer Doppelseite heute zwischen einem und 8 Fotos, so dass sich in dem gesamten Fotobuch eine Anzahl von ca. 70 bis 120 Fotos finden. Das ist für mich eine Lösung, bei der die Fotos groß genug sind, um sie sich in Ruhe anzuschauen, dabei dem einzelnen Foto auch etwas Raum gegeben wird und der Betrachter eine Anzahl an Bildern zu sehen bekommt, bei der er nicht gleich die Augen verdreht.
Das war ein anstrengender und steiniger Weg von meinem ersten Fotobuch bis zu dem Punkt, an dem ich jetzt in Sachen Fotobuch stehe, aber jeder einzelne Meter dieses Weges hat sich gelohnt.
Daher kann ich nur an alle Fotografen appellieren: Druckt Eure Fotos, hängt sie an die Wand und gestaltet Fotobücher.
Viel Spaß dabei.
Ralf
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