New York ist ein Eldorado für Fotografen. Seit mehr als 20 Jahren träume ich davon, die Stadt einmal zu besuchen und sie natürlich auch fotografisch zu erkunden. Mein ältester Reiseführer von New York, den ich gefunden habe, ist von 1986. Damals habe ich zum einen weder an Frau und Kind gedacht, noch hätte ich mir vorstellen können, dass die beiden Türme des World Trade Center einmal nicht mehr die Skyline der Stadt dominieren würden. Die Ereignisse des 11. September 2001 haben uns anderes gelehrt.
Wie stelle ich mir aber jetzt unseren Besuch in New York aus fotografischen Gesichtspunkten vor? Nun, da gibt es verschiedene Ansätze, ganz abhängig davon, ob man allein, zu zweit oder als Familie unterwegs ist. Ich will hier alle drei Varianten mal kurz skizzieren.
Variante 1 (als Single in New York)
Morgens um 6 Uhr aufstehen, um den Tag voll auszunutzen, unter die Dusche, ein ordentliches Frühstück im Hotel und dann mit der Kamera in der Hand in den Trubel der Stadt. Straßen, Metros, Hochhäuser, Ausblicke, Menschen – nichts ist vor meiner Kamera sicher. Gut, dass ich mit reichlich Akkus und Speicherkarten ausgestattet bin, so bin ich für alle Eventualitäten gewappnet.
Mittags ein kurzer Snack im Subway, zwischendurch Flüssigkeit auffüllen, dann geht es weiter in die Wirren der City. Abends zurück auf dem Hotelzimmer werden dann die Fotos noch einmal gesichtet, das eine oder andere aufs Handy kopiert und für die Daheimgebliebenen im WhatsApp Status geteilt. Jetzt geht es noch einmal nach unten ins Restaurant für ein kleines Abendessen, dann ins Bett, um Energie für den nächsten Tag zu tanken.
Zu Hause in Deutschland werden in den Tagen und Wochen nach meiner Rückkehr die 1258 Fotos gesichtet und in mehreren Schritten aussortiert. Für das Fotobuch habe ich mir schon eine grobe Gliederung geschrieben, anhand derer ich letztendlich die Bilder aussuche, die es ins Buch schaffen. Zwei Wochen nach meiner Rückkehr wird das Buch dann bei Saal-Digital bestellt und liegt weitere drei bis fünf Tage später in meinem Briefkasten. Somit ist der New York Ausflug auch aus fotografischer Sicht abgeschlossen.
Variante 2 (mit Frau in New York)
Wir schlafen etwas länger, als ich das allein getan hätte, allerdings werden wir auch nicht wie in der Dreier-Konstellation vom Kind geweckt, sondern im Idealfall vom Wecker. Das Frühstück genießen wir, lassen uns aber nicht zu viel Zeit, um einiges von der Stadt zu sehen. Neben Sightseeing gibt es auch den einen oder anderen Abstecher in ein Geschäft zum Stöbern nach Kleidung, Schuhen, Büchern oder Souvenirs.
Wir können beide fotografieren, meine Frau mit dem Smartphone und ich abwechselnd mit Smartphone oder Kamera, wobei ich die meisten Bilder der Einfachheit halber mit dem Smartphone mache. Das eine oder andere Bild, das ich schon zu Hause in Deutschland im Kopf hatte, mache ich aber mit der Kamera, um hier etwas Qualitätspuffer zu haben, falls ich daraus eine Vergrößerung machen möchte, die dann zu Hause an die Wand kommt. Wir unterstützen uns gegenseitig auf der Suche nach guten Motiven, bleiben auch hier und da mal stehen und beobachten einfach die Situation oder setzen uns mit einem Coffee-to-go auf eine Bank und genießen den Augenblick.
Abends geht es dann zurück aufs Hotelzimmer, wo wir den Tag noch einmal gemeinsam Revue passieren lassen. Wir haben viel erlebt und gesehen und das meiste davon auch fotografisch festgehalten. Wir sind zufrieden und schlafen ein.
Zwei der insgesamt zehn Abende verbringen wir allerdings nicht im Hotelzimmer, sondern bei einer der vielen Broadway-Shows, für die wir jeweils vormittags kurzfristig Spartickets ergattern konnten.
Variante 3 (mit Frau und Kind in New York)
Wir brauchen keinen Wecker. Das Kind weckt uns, wenn es ihm passt, idealerweise zwischen 5 und 6 Uhr morgens. Wir beschäftigen abwechselnd das Kind, während sich der andere im Bad auf den Tag vorbereitet. Dann wird das Kind angezogen und es geht zum Frühstück. Das dauert lange, weil das Kind alles probieren will und außerdem das Essen sehr genießt. Wir sind ja im Urlaub, wir haben ja Zeit.
Dann geht es nochmal kurz aufs Zimmer und schließlich los in die Stadt. Das Kind möchte am liebsten den ganzen Tag U-Bahn und Rolltreppen fahren oder aber mit dem Aufzug auf einen der Wolkenkratzer. Dort oben angekommen, ist es aber nach einem kleinen Rundumblick schnell langweilig und wir können wieder gehen.
Zwischendurch gibt es dann immer Sätze wie „Papa, ich möchte das Spielzeug kaufen.“ - „Ich hab Hunger.“ - „Ich hab Durst.“ - „Ich muss aufs Klo.“ - „Ich kann nicht mehr laufen. Kannst Du mich tragen?“ - „Ich will nach Hause.“ oder auch, um mal fotografisch zu werden „Papa, warum machst Du denn schon wieder nur graue Bilder. Farbe ist viel schöner.“
Dem entgegnen wir immer mit gelegentlichen Stopps an einem Imbisstand oder beim großen M, natürlich mit anschließendem Besuch von 00, und gestärkt geht es dann weiter in die nächste Runde.
Zwischendurch versuchen meine Frau und ich abwechselnd das eine oder andere Foto mit dem Handy zu schießen. An den Einsatz meiner Kamera ist gar nicht zu denken, das gibt die Geduldsspanne unseres Kindes einfach nicht her.
Abends sitzen wir dann im Hotel, das Kind ist eingeschlafen noch bevor es den Schlafanzug an hatte, und wir freuen uns über zwei ganz gut gelungene Bilder vom vergangenen Tag, eines mit Blick von einer Aussichtsplattform auf den Central Park, ein anderes mit der Großaufnahme eines der berühmten gelben Taxis. Mehr war von diesem Tag nicht zu erwarten, aber wir sind glücklich und zufrieden und schlafen total erschöpft ein.
Zurück in Deutschland ist die Auswahl der Bilder für das Fotobuch gar nicht so schwierig. Von den wenigen Bildern, die wir überhaupt gemacht haben, werden noch die verwackelten aussortiert, so dass wir dann insgesamt 72 Fotos extrahiert haben, die wir für gut befinden und daraus das Fotobuch gestalten als Extrakt der vergangenen zehn Tage.
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Das sind also die Szenarien, die ich mir für einen Aufenthalt in New York und die fotografische Ausbeute vorstellen kann. Vermutlich wird es bei uns eine Mischung aus allem. Ich werde daher sicher auch nach unserer Rückkehr aus New York noch einmal einen ähnlichen Artikel schreiben, um zu sehen, wie es denn tatsächlich gelaufen ist.
Bis dahin wünsche ich Euch einen Schönen Sonntag.
Ralf
(Da ich natürlich noch kein Foto aus Manhattan liefern kann, habe ich mich alternativ für ein Foto aus Mainhattan entschieden. 😉)
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