Schon seit einiger Zeit werde ich von verschiedenen Seiten immer mal wieder mit dem Thema „analoge Fotografie“ konfrontiert. Ich habe auch in meinen Kinder- und Jugendtagen sehr intensiv analog fotografiert.
Dazu möchte ich eine kleine Anekdote aus meinem London-Urlaub 1989 erzählen.
Ich stand mit meinen Großeltern am Trafalgar Square und hatte meine kleine rote Kompaktkamera Revue 200F dabei (ist inzwischen irgendwo verschollen). Ich stand also am Trafalgar Square, hatte vermeintlich schon ein paar Aufnahmen auf dem Film und wunderte mich, warum sich der Zähler beim Transport nicht mitbewegt. Hatte ich den Film nicht richtig eingelegt? Dann passierte das, wobei jetzt jeder Fotograf die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird: Ich öffnete die Kamera, um nachzusehen. Zu meinem Erstaunen war der Film tatsächlich richtig eingelegt. Schnell habe ich die Kamera wieder verschlossen, damit nicht zu viel Licht auf den Film kommt (hahaha!) und weiter fotografiert.
Zwei Wochen später zu Hause habe ich den Film aus dem Labor abgeholt und mir die Bilder angeschaut. Es gab tatsächlich ein Bild vom Cenotaph am Horse Guards Parade, das in der oberen Hälfte überbelichtet ist, ein weiteres zeigt die Nelson Säule am Trafalgar Square mit Verbrennungen am unteren Rand und ein drittes ist gar nichts geworden, weil es einfach nur weiß war.
Ich habe mich aber nicht lange drüber geärgert, sondern muss heute noch immer wieder schmunzeln, wenn ich mir diese beiden Bilder ansehe und mir die eben geschilderte Geschichte einfällt.
Irgendwann in den darauffolgenden Jahren hatte die Fotografie aber an Stellenwert in meinem Leben verloren und ich habe mich gar nicht mehr damit befasst.
Im Jahr 2010 bin ich dann in die digitale Fotografie eingestiegen, aber analoge Kameras und Filme haben mich zu dem Zeitpunkt gar nicht gereizt. Warum soll ich einen technischen Rückschritt machen? Inzwischen reizt mich das Thema wieder mehr. Ich habe mir zwei analoge Kameras besorgt, eine von meinem Vater, der sich schon länger nicht mehr mit der Fotografie beschäftigt und dies in der Zwischenzeit auch aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr könnte. Die andere habe ich für einen „kleinen Taler“ von meinem Arbeitskollegen erstanden.
Ich habe auch ein paar Filme hier liegen, Kleinbildfilme in Farbe und in Schwarzweiß. Aber bislang hat es keiner dieser Filme in eine der Kameras geschafft. Aber ich war trotzdem nicht untätig. Ich hatte mir nämlich letztes Jahr auch eine Einwegkamera gekauft. Diese habe ich eines Tages mit nach Frankfurt genommen und damit „einen Tag im Leben des Ralf M.“ fotografisch dokumentiert. Kurz darauf habe ich den Film auch bei MeinFilmLab entwickeln lassen. Die Bilder sowie die digitalen Scans habe ich ein paar Tage darauf erhalten.
Von den Bildern war ich sehr beeindruckt. Zum einen bin ich ja sowieso ein großer Fan des gedruckten Bildes, das sollte inzwischen jedem klar sein, der mich etwas kennt. Zum anderen ist es erstaunlich, was mit so einer kleinen Kamera, die ja aus nicht viel mehr als einer Linse und etwas Papier und Plastik besteht, schon möglich ist. Klar, die Bilder können von Helligkeit, Kontrast und Schärfe weder mit einer „richtigen“ analogen Kamera mit halten noch mit einer digitalen Kamera. Aber das war ja auch gar nicht das Ziel.
Mein Ziel war vielmehr, wieder bewusster zu fotografieren. Ich hatte eine Kamera mit einem Film, auf den max. 24 Bilder passen. So kann ich nicht wild drauflosschießen und später schauen, was dabei herauskommt. Außerdem muss hier ja auch der erste Schuss sitzen, ich habe kein Display, auf dem ich das Ergebnis kontrollieren und ggf. korrigieren kann. Das Bild ist gemacht, dann muss ich den Film entwickeln lassen und nach ein paar Tagen oder Wochen kann ich sehen, was daraus geworden ist. Das ist natürlich kein ideales Vorgehen, wenn man mit der Fotografie Geld verdienen muss oder möchte, aber das ist ja auch bei mir nicht der Fall. Die Fotografie macht mir einfach Spaß.
Der andere Vorteil am analogen Fotografieren ist die Tatsache, dass die Bilder, egal welche Kamera ich nun verwende, nicht die übertriebene Schärfe der heutigen Digitalkameras haben. Sie haben immer diese leichte Cremigkeit sowie einen speziellen Farblook. Beides sind Eigenschaften der Kombination aus Film und Kamera, die man mit digitalen Fotos und digitaler Bildbearbeitung schwer bis gar nicht reproduzieren kann.
Wie geht es in diesem Jahr weiter mit mir und der analogen Fotografie? Nun, ich möchte das jetzt wirklich regelmäßig angehen, zumal vor kurzem die liebe Beate Knappe in einer Runde von Fotografen gesagt hat, sie habe noch eine Kiste voll mit Kleinbild- und Rollfilmen, die sie nicht mehr benötigt. Diese hat sie in kleinen Chargen verschenkt, so dass jetzt 10 Kleinbildfilme unterschiedlicher Hersteller und mit verschiedensten Charakteristiken vor mir liegen. Jetzt wäre es sehr unvernünftig, diese nicht auch zu nutzen. Das „Abenteuer Analogfotografie“ geht also in die nächste Runde. Mal sehen, was ich dahingehend im Laufe dieses Jahres erleben werde.
Ich werde zu geeigneter Zeit an dieser Stelle davon berichten.
Bis dahin, fotografiert schön und bleibt gesund.
Ralf
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